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 16.08.2017

Spiegel Online

Lieber Bachelor als Bundesliga

Nachwuchstalente im Fußball

Er wollte Bundesligaprofi werden, dann riss sein Meniskus. Zum Glück, sagt Robin Afamefuna heute. Denn er nutzte erfolgreich seine zweite Chance an einer US-Elite-Uni.

Von Maximilian König

Als Robin Afamefuna zum ersten Mal im grün-schwarzen Trikot von Borussia Mönchengladbach live im deutschen Fernsehen zu sehen ist, scheint sein Plan aufzugehen. Es ist ein warmer Septembernachmittag, er spielt mit der A-Jugend gegen den FC Sevilla in der Junioren-Champions-League.

 

Der Start in die Saison verlief vielversprechend, er ist nun Stammspieler, im nächsten Jahr könnte es mit dem Profivertrag klappen. Doch ein gutes Gefühl hat der 18-Jährige bei dem Spiel nicht. Beim letzten Training vor dem Abflug nach Spanien hatte er sich verletzt, die Ärzte diagnostizierten eine Innenbanddehnung. Er könne trotzdem spielen, hieß es. Eine Fehleinschätzung.

 

Afamefuna spielt 90 Minuten lang mit einem gerissenen Meniskus. Danach ist die Saison für ihn gelaufen. Operation, sechs Monate Pause. Bis er das frühere Leistungsniveau wieder erreiche, könne es Jahre dauern, sagen die Physiotherapeuten in der Reha. Seine Karriere scheint beendet, bevor sie richtig begann.

36 Profiklubs gibt es in Deutschland, jeder hat ein eigenes Leistungszentrum. Mehr als 5000 Jugendliche werden aktuell dort ausgebildet. Nur knapp drei Prozent schaffen den Sprung zum Profi.

 

260.000 Dollar Stipendium

 

"Fußball ist eben ein Geschäft. Wenn die Trainer sehen, bei dem läuft es vielleicht nicht mehr, kommen sie nicht darum herum, auf einen anderen Spieler zu setzen", sagt Afamefuna heute, zwei Jahre nach dem Spiel in Spanien. Er klingt nicht verbittert: "Im Nachhinein war die Verletzung für mich eher Segen als Fluch."

 

Robin Afamefuna hat sein Glück gefunden - im mehr als 6000 Kilometer entfernten US-Bundesstaat Virginia. Dort spielt er seit einem Jahr für die Virginia Cavaliers in der College-Liga - und studiert nebenbei an der University of Virginia, einer der besten öffentlichen Universitäten der Vereinigten Staaten.

US-Studenten aus Virginia zahlen hier mehr als 15.000 Dollar Gebühren pro Studienjahr, Studenten von außerhalb knapp 45.000 Dollar. Afamefuna zahlt keinen Cent. Satte 260.000 Dollar umfasst das Vollstipendium, das er von der Uni erhält: Studienkosten, Miete, Essen, Taschengeld - alles wird bezahlt. Im Gegenzug verteidigt er für vier Jahre die linke Abwehrseite der "Wahoos", so der Spitzname des Fußballteams.

Im sportbegeisterten Amerika sind Collegeteams die Aushängeschilder der Universitäten. Unter den Studenten sind Sportler besonders beliebt und ein wichtiger Identifikationsfaktor. "Die Mannschaften sind ein Marketing-Tool, um neue Studenten zu werben. Deshalb konkurrieren die Colleges mit Stipendien um die besten Nachwuchstalente im In- und Ausland", erklärt Norman Messina. Seit 2010 leitet er eine Agentur, die deutsche Jugendsportler in die USA vermittelt - pro Jahr etwa 80 bis 100, vor allem Fußballspieler.

 

"Gerade im deutschen Nachwuchsfußball ist die Konzentration unglaublich hoch. Obwohl die meisten keine realistische Chance auf eine Profikarriere haben, sind viele Spieler in einem Tunnel. Einen Plan B haben sie oft nicht", sagt Messina, selbst ehemaliger Fußballstipendiat in den USA.

 

Auch Robin Afamefuna hatte sich über eine Karriere abseits des Fußballplatzes nie Gedanken gemacht: "Für mich gab es immer nur das Ziel, in Deutschland Fußballprofi zu werden. Erst die Verletzung hat mich dazu gezwungen, über Alternativen nachzudenken."

 

30 Anfragen von Unis

 

Durch einen Vortrag von Messinas Sport-Agentur im Gladbacher Leistungszentrum wurde er auf die Collegestipendien aufmerksam. Noch während der Reha absolvierte er den SAT-Test, einen standardisierten Test für Studienplatzbewerber in den USA, und den Sprachtest TOEFL. Für Afamafuna, der sein Abitur mit 1,9 abschloss und Englisch als Leistungskurs hatte, kein Problem.

Die Agentur schnitt ein Highlight-Video mit Spielszenen von ihm zusammen und verschickte es mit den Testergebnissen über ihr Universitätsnetzwerk. 5000 Euro verlangte sie für die Vermittlung - die Gebühr variiert je nach Agenturaufwand.

 

Die Resonanz sei immens gewesen, sagt Afamefuna: "Gefühlt kam alle zwei Stunden eine Mail: Wir haben dein Video und deine Testscores gesehen und sind sehr an dir interessiert. Dazu kamen dann noch Informationen über die Uni, Videos von den Fußballstadien - ich hatte fast 30 Anfragen." Nach mehreren Gesprächen und langer Recherche entschied er sich für die Uni im beschaulichen Charlottesville. Das Studienfach muss er dort erst nach zwei Jahren Studium generale festlegen.

 

 

"Ich hatte auch überlegt, es in einer der Regionalligen zu versuchen und mich hochzuarbeiten", sagt Afemafuna. Rückblickend sei er aber froh, dass er sich dagegen entschieden habe: "Die Probetrainings, die mir angeboten wurden, waren eher von schwächeren Mannschaften, die wahrscheinlich gegen den Abstieg gespielt hätten. Ich wäre definitiv nicht auf dem Level, auf dem ich jetzt bin."

Die Virginia Cavaliers spielen in der "Atlantic Coast Conference", die als stärkste Liga im amerikanischen Jugendfußball gilt. Wie bei Afamefunas ehemaligen Verein Borussia Mönchengladbach wird hier täglich trainiert.

"Ich trinke keinen Alkohol"

Der 20-Jährige schwärmt von dem modernen Trainingszentrum, dem malerischen Campus und seinen Teamkollegen aus aller Welt. Nur mit dem amerikanischen Collegeleben kann er sich nicht anfreunden - nächstes Jahr zieht er mit Mitspielern in eine kleine Wohnung außerhalb des Uni-Geländes. "In den Wohnheimen geht es wirklich so zu wie in Collegefilmen: viele Partys, viel Alkohol. Ich muss aber regelmäßig um sieben Uhr auf dem Trainingsplatz stehen, auch am Wochenende. Dass ich in meinem Leben noch nie einen Schluck Alkohol getrunken habe, verstehen viele dort nicht."

Schule, Lernen, Training bestimmen auch in den USA seinen Alltag. Morgens geht es auf den Fußballplatz, nachmittags in die Uni und abends an die Hausarbeiten. "Es ist nicht so, dass einem die Noten hier hinterhergeworfen werden, nur weil man im Collegeteam spielt", sagt er. "Ich sitze oft bis spät in die Nacht am Schreibtisch. Man muss nicht nur beim Fußball Gas geben, sondern auch an der Uni - wenn der Durchschnitt zu schlecht ist, kann man rausfliegen."

 
 

Bisher läuft es hervorragend. Aufgrund seiner guten Noten wurde Afamefuna auf der "Honour Roll" der Sportstudenten vermerkt, bei den "Wahoos" ist er Stammspieler. Und seinen Traum vom Profifußball hat er auch noch nicht aufgegeben.

Aufgrund seiner relativ seltenen Position des Linksverteidigers rechnet er sich gute Chancen aus, nach dem Studium einen Vertrag in der amerikanischen Profiliga MLS zu ergattern, wo seit diesem Jahr auch der Ex-Nationalmannschaftskapitän Bastian Schweinsteiger spielt. "Nur weil es auf dem ersten Weg bei Gladbach nicht geklappt hat, heißt das nicht, dass ich nicht noch Profi werden kann."