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 08.05.2016

Augsburger Allgemeine

Das Studium und der Fußball stehen für mich klar im Vordergrund.

Ricarda Walkling aus Obergriesbach kickt für die Frauen des FC Bayern München. Im Sommer geht sie nach Amerika. Auf die 19-Jährige wartet eine ungewisse Zukunft. Von Christoph Lotter

 
Sportstipendium in den USA mit Monaco Sports
Auf einem Bolzplatz in Obergriesbach hatte Ricarda Walkling zum ersten Mal einen Ball am Fuß. Am Wochenende wurde die 19-Jährige mit dem Frauen-Team des FC Bayern München zum zweiten Mal deutscher Meister. Foto: Christoph Lotter
 
Ricarda Walking aus Obergriesbach sorgt im Mittelfeld der Frauenmannschaft des FC Bayern München für kreative Pässe. Das Fußballspielen lernte sie beim SV Obergriesbach und dem TSV Schwaben Augsburg. Seit 2010 läuft die gebürtige Hannoveranerin im Trikot des FC Bayern auf. Seitdem wurde sie zweimal deutscher Meister mit den B-Juniorinnen und im vergangenen Jahr deutscher Meister mit dem Frauenteam. Ihr Bundesliga-Debüt gab sie schon mit 16 Jahren. Am Wochenende feierte die FCB-Damenmannschaft mit einem 5:0-Sieg gegen Leverkusen zwei Spieltage vor Saisonschluss die Titelverteidigung in der Bundesliga. Auch mit der Nationalmannschaft konnte Walkling schon Erfolge feiern: 2014 wurde sie mit den B-Juniorinnen Europameister. Im Sommer wechselt die 19-Jährige zum College-Team der NC State University in North Carolina. Wir haben mit Ricarda Walkling über ihre Ziele und Erwartungen und die Zeit beim FC Bayern gesprochen.
 
Frau Walkling, Sie haben sich dazu entschlossen, in den USA an einem College Fußball zu spielen und zu studieren. Wie kam es zu dem Wechsel an die Uni in North Carolina?
Walkling: Schon vergangenes Jahr kam der Kontakt über eine Freundin aus Freiburg, die im Sommer auch an das College wechselt, zustande. Ich habe mich dann für ein Stipendium beworben. Nach langem Hin und Her und vielen Scouting-Videos kam schließlich das Okay aus North Carolina für den Wechsel. Sie haben mir ein Vollstipendium angeboten, das bedeutet, das Studium, der Aufenthalt und alles andere wird von der Universität finanziert – ich bekomme sogar ein kleines Taschengeld. Da musste ich nicht lange überlegen. Wann genau ich in die Staaten fliege, ist noch offen. Das hängt auch davon ab, ob ich für den Nationalmannschaftskader für die U19-Europameisterschaft nominiert werde.
 
Was hat Sie zu diesem sehr großen Schritt ins Ungewisse bewegt?
Walkling: Ich spiele mittlerweile seit sechs Jahren bei Bayern, das ist eine lange Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Im Moment ist es sehr schwer, sich in der ersten Mannschaft zu etablieren, der Kader ist extrem stark. Ich habe in letzter Zeit zwar bei der ersten Mannschaft mittrainiert, aber regelmäßig in der Zweiten gespielt. Ich muss zugeben, dass ich nun Lust auf etwas Neues verspüre, mir auch neue Impulse erhoffe. Derzeit mache ich das Abitur am Gymnasium in Schrobenhausen, dann bin ich mit der Schule fertig und fange an, Hotel- und Tourismusmanagement zu studieren. Der Zeitpunkt ist deshalb perfekt.
 
Dachten Sie auch an einen Wechsel innerhalb der Bundesliga?
Walkling: Kurzzeitig habe ich auch einen Wechsel innerhalb der Bundesliga in Erwägung gezogen, weil es da durchaus interessante Möglichkeiten gegeben hätte. Aber ich habe mich dann doch mit Überzeugung für das Abenteuer in den USA entschieden. Ich glaube, dass es für mich als Sportlerin, aber auch als Mensch der richtige Schritt ist.
 
Fällt Ihnen der Abschied schwer? Wie hat Ihre Familie auf die Pläne reagiert?
Walkling: Ich sehe den Abschied vom FC Bayern mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf der einen Seite bin ich natürlich traurig, denn es war eine überragende Zeit in München. Andererseits freue ich mich riesig auf die Herausforderung und die neuen Erfahrungen in den USA. Meine Eltern fanden die Idee toll. Mein Papa ist selbst beruflich viel im Ausland unterwegs. Meine Schwestern haben mir schon versprochen, dass sie mich besuchen kommen. Und im Winter habe ich über Weihnachten vier Wochen frei, da fliege ich wahrscheinlich nach Hause.
 
Wie lange haben Sie vor, in den USA bzw. an der Uni in North Carolina zu bleiben?
Walkling: Zunächst ist der Aufenthalt am College für ein Jahr geplant, aber es besteht für mich die Möglichkeit, dort auch das komplette Studium zu absolvieren, also mehrere Jahre drüben zu bleiben. Aber so weit denke ich jetzt noch gar nicht. Ein Jahr ist erst mal fix, und dann schaue ich weiter.
 
Was glauben Sie, erwartet Sie an dem College in den USA?
Walkling: Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung (lacht). Okay, ein bisschen schon. Denn mittlerweile habe ich schon ein paar Mal mit meinem neuen Trainer geskypt. Bei den Gesprächen hat er mir schon einiges über die Abläufe mit der Mannschaft, aber auch über das Leben auf dem Campus berichtet. Ich war zudem schon mit dem FC Bayern in einem Trainingslager in Florida, da war alles super professionell. Die legen dort noch mehr Wert auf Dinge wie Athletik. Der Frauenfußball ist in den USA schon populär, die Saison mit der College-Mannschaft ist allerdings ein wenig anders als hier in Deutschland.
 
Inwiefern unterscheidet sich die College-Saison von der Bundesliga?
Walkling: Wir haben zwei Spiele in der Woche, von August bis Dezember. Die Spielgruppen sind zwar in verschiedene Bezirke eingeteilt, wir fahren aber teilweise zwei Tage lang zu den Auswärtsspielen. Nach der regulären Spielzeit gibt es im nächsten Jahr dann noch die Play-offs, bei denen der Meister ausgespielt wird.
 
Klingt nach sehr viel Stress?
Walkling: Klar, aber damit habe ich kein Problem. Wir trainieren täglich, das ist gut. Dazu kommt natürlich auch noch das Studium. Der Tag wird ziemlich ausgefüllt sein: Wir werden morgens trainieren, anschließend frühstücken wir gemeinsam, dann geht’s ab zur Vorlesung. Mal sehen, wie anstrengend das wird, denn lernen muss ich ja auch noch. Ich werde mich schon reinhängen müssen.
 
Was wünschen Sie sich für die Zeit in den Staaten? Steht für Sie der Sport, die Freizeit oder das Studium im Vordergrund?
Walkling: Das Studium und der Fußball stehen für mich klar im Vordergrund. Ich hoffe, dass ich mein Englisch verbessern und mich persönlich weiterentwickeln kann. Das Leben auf dem Campus wird bestimmt spannend. Ich freue mich schon sehr darauf, neue Leute kennenzulernen. Es ist ja eine ganz andere Kultur dort. Natürlich will ich mich aber auch sportlich weiterentwickeln. Gerade im angesprochenen Bereich Athletik hoffe ich, mich verbessern zu können.
 
Wie sieht Ihr Alltag als Spielerin beim FC Bayern aus? Haben Sie viel Stress, gerade jetzt während des Abiturs?
Walkling: Wenn ich mit dem DFB unterwegs bin, ist das mit der Schule teilweise schwierig. Oft muss ich die Prüfungen allein nachschreiben, wenn wir zu Auswärtsspielen weg waren. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich dabei sein darf. Der Schuldirektor des Gymnasiums Schrobenhausen ist da zum Glück sehr verständnisvoll. Auch meine Mitschüler und vor allem meine Lehrer helfen mir extrem und versuchen, das Verpasste schnell mit mir aufzuarbeiten. Ansonsten gehe ich schon, wie jeder andere auch, jeden Tag in die Schule und mache anschließend meine Hausaufgaben. Abends fahre ich dann von Obergriesbach nach München ins Training. Das ist natürlich schon manchmal stressig.
 
Vergangenes Jahr feierten Sie die Meisterschaft der Herren des FC Bayern gemeinsam mit Claudio Pizarro und Juan Bernat auf dem Balkon am Marienplatz in München. Haben Sie regelmäßig Kontakt zu den Profis?
Walkling: Wirklich persönlichen Kontakt hatte ich bisher mit keinem Spieler – die Meisterfeier auf dem Balkon war deshalb schon etwas Besonderes für mich. Man sieht sich natürlich auf dem Trainingsgelände und grüßt sich auch. Das war’s dann aber eigentlich auch schon.
 
Interessieren Sie sich eigentlich auch privat für Fußball? Schauen Sie beispielsweise regelmäßig die Herren-Bundesliga? 
Walkling: Ja, auf jeden Fall. Am Wochenende schaue ich immer die Sportschau. Länderspiele sind natürlich Pflicht. Und auch die Champions League verfolge ich regelmäßig im Fernsehen. Es kommt nicht oft vor, dass ich vom Training nach Hause komme und keine Lust mehr auf Fußball habe.
 
Was ist Ihre Lieblingsposition, und haben Sie ein Vorbild?
Walkling: Am liebsten spiele ich im Mittelfeld auf der Zehn als Spielmacher, da habe ich die meisten Freiheiten. Außerdem kann ich mich so am besten in das Spiel einbringen und bleibe variabel. Mein Vorbild ist Marco Reus. Aber auch meine Mitspielerin Melanie Leupolz finde ich gut. Sie spielt ja auch im Zentrum. Im Training schaue ich da schon oft auf sie und versuche, mir Dinge von ihr abzuschauen. Von Melanie habe ich bereits einiges gelernt.
 
Marco Reus als Vorbild. Was sagt Ihr derzeitiger Verein dazu?
Walkling: Das weiß ich nicht (lacht). Aber ich denke, das ist kein Problem. Dass Marco Reus ein guter Fußballer ist, ist ja nicht vom Verein abhängig. Im Endeffekt hat das auch nichts mit meiner Leistung auf dem Platz zu tun. Ich spiele ja sehr gerne für den FC Bayern.
 
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus – Thema Profi-Fußballerin?
Walkling: Die Zukunft heißt für mich erst mal Amerika. Klar würde ich dann irgendwann wieder gerne in der Bundesliga spielen wollen. Aber jetzt zu sagen, wo und wann, das kann ich nicht. Im Frauenfußball müssen wir gerade im Bezug auf das Profisein realistisch bleiben: Mir ist bewusst, dass ich mich während meiner Fußballkarriere schon auf die berufliche Karriere danach vorbereiten muss. Die Gehälter sind in keiner Weise mit denen der Männer zu vergleichen. Deshalb bin ich froh, dass ich in den USA den Sport mit dem Studium so gut verknüpfen kann.