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 11.03.2016

Goal

Abenteuer MLS: Fußball-Profi auf dem zweiten Bildungsweg

Erst ein Uni-Abschluss, dann der Einstieg in den Profi-Fußball? In Europa undenkbar. In den USA hingegen stehen fünf deutsche Talente auf dem Sprung in die MLS.

 

Drei Jahre Studium, nebenbei in der Uni-Mannschaft um die Landesmeisterschaft spielen und am Ende winkt ein Vertrag bei einem Profi-Klub: Während viele Fußballer hierzulande erst nach der Karriere einen zweiten Bildungsweg einschlagen, gibt es in den USA die Möglichkeit, beides zu kombinieren. Eine Möglichkeit, die vor der aktuellen Spielzeit in der Major League Soccer gleich fünf deutschen Hochschul-Absolventen geboten wurde. Fabian Herbers (Philadelphia Union), Timo Pitter (FC Dallas), Vincent Keller (Chicago Fire), Chris Hellmann (Vancouver Whitecaps) und Julian Büscher (D.C. United) wurden alle im Januar zu einem MLS-Verein gedrafted. Bereits in der letzten Saison kickte mit Leo Stolz ein Deutscher nach seinem Abschluss bei den New York Red Bulls. Mit Stolz und Büscher sprach Goal exklusiv über den ungewöhnlichen Weg zum Traumberuf aller Kids.

Vielen Europäern ist die Major League Soccer von den Strukturen eher unbekannt. Sie unterscheidet sich in Sachen Nachwuchssystem und Transparenz deutlich von europäischen Ligen. Die Liga, die flächenmäßig über ganz Nordamerika verstreut ist, ist in Western- und Eastern-Conference mit jeweils zehn Teams aufgeteilt. Sie absolvieren innerhalb der Conference ein Hin- und Rückspiel, auf die Vertreter der anderen Conference treffen sie nur ein Mal. Dazu kommen sechs Spiele für jedes Team, in denen der Gegner aus beiden Zonen zugelost wird. Insgesamt hat jeder MLS-Klub 34 Partien. Nach der Regular Season wird das punktbeste Team mit dem Supporters Shield ausgezeichnet. Um die Meisterschaft geht es jedoch erst im Anschluss, wenn die Top-6 jeder Conference in den Playoffs im K.o.-System antreten. Sowohl der Sieger der Playoffs als auch der Gewinner des Grunddurchgangs treten in der nord- und mittelamerikanischen Champions League an.
 
Büscher startet eindrucksvoll Eine Chance, die sich auch Julian Büscher von D.C. United geboten hat, denn das Debüt für seinen neuen Arbeitgeber feierte er Ende Februar in der CONCACAF Champions League und krönte dieses gleich mit einem Tor zum 1:1 gegen Queretaro. Er war dafür noch nicht bereit und suchte das Weite: "Ich hatte dann Matthew Taylor in meiner Mannschaft, der an der UCLA studiert hat und nach seinem Abschluss Profi geworden ist. Er hat mir dann empfohlen, den gleichen Weg wie er zu gehen.
 
Über eine Agentur für Sportstipendien wurde ich dann an eine Uni in den USA vermittelt." Der Abschluss im Vordergrund "Mein Ziel war es den Abschluss zu bekommen. Aber ich wusste, dass ich einer der besseren Spieler sein musste, weil ich ja ein volles Stipendium bekommen habe, aber als ich dann hier in den USA angekommen bin, habe ich gedacht meine Karriere ist vorbei" so Büscher. Denn der Sport hat auf dem College in vielen Bereichen einen anderen Schwerpunkt als in Europa: "Die Amerikaner lieben Athleten und von den Strukturen war es kein großer Unterschied zu Deutschland. Was mich erschreckt hat, ist, dass die Leute technisch und taktisch ein bisschen weiter hinten dran sind." Zudem war die Sprache für Büscher am Anfang eine echte Hürde, da er kaum ein Wort verstand. "Jetzt habe ich damit kein Problem mehr und kann mich fließend verständigen" betont der Mittelfeldspieler, der in den Englisch-Kenntnissen schon einen großen Gewinn seines USA-Aufenthalts sieht: "Das ist eine schöne Sache, dass man sagen kann, man hat in den zwei Jahren eine neue Sprache für sich entdeckt."
 
Den Bachelor-Abschluss in Logistik hat Büscher noch nicht ganz in der Tasche. Da er bereits in seinem zweiten Studienjahr zu den talentiertesten Akteuren der USA zählte, bot ihm die Liga einen "Generation adidas Vertrag" über zwei Jahre an. Der Vertrag macht ihn nicht nur zum Profi, sondern garantiert Büscher, dass er innerhalb der nächsten zehn Jahre seinen Abschluss über Online-Kurse machen kann. Die Studiengebühren übernimmt in diesem Fall die MLS. Dass er diese Chance wahrnehmen muss, stand außer Frage: "Die MLS bezahlt dafür, dass ich studiere. Wenn ich die Wahl habe, jetzt drei Jahre zu studieren und nebenbei Fußball zu spielen oder zwei Jahre zu studieren und sonst nichts zu machen, nehme ich die drei Jahre. Warum soll ich das mit dem Fußball nicht auskosten und schauen, wo es hingeht. Ich reise viel und sehe so viel von Amerika und mache trotzdem noch mein Studium."
 
 
Auch wenn man die Stärke der Liga schwer vergleichen kann, ist die mediale Aufmerksamkeit enorm hoch. "Der Medienandrang hier ist echt groß und das hätte ich so nicht erwartet. Hier sagen sie, dass sie 2022 eine der Top-Ligen in der Welt sein wollen. Von der Qualität her muss aber noch viel gearbeitet werden", so Büscher. Abheben kommt trotz des Rummels nicht in Frage. "Ich lebe jetzt nicht nur für meinen Fußball", kommentiert Büscher seine jetzige Situation und weiß, was möglich ist: "Ich kann das alles realistisch einschätzen - mit 22 Jahren bin ich jetzt kein Wunderkind mehr." In jedem Fall hofft er bei D.C. United auf eine gelungene Rookie-Saison: "Wir haben nicht so eine riesen Startruppe, da hat man auf jeden Fall die Chance auf Einsatzzeiten."
 
Ein Spieler, der diese aufregende Reise bereits hinter sich hat ist Leo Stolz. Der 25-jährige Münchner wagte ebenfalls den Sprung aus der Jugend von 1860 nach Übersee, studierte an der UCLA Politikwissenschaften und wurde in seinem Abschlussjahr mit der Hermann Trophy ausgezeichnet und so zum besten College-Spieler des Landes gewählt. Im Anschluss spielte er ein Jahr bei den New York Red Bulls. "Ich bin in die USA gegangen, um meinen Abschluss zu machen - wenn ich Profi hätte werden wollen, wäre ich bei 1860 geblieben", sagt Stolz zu seiner Entscheidung für das Studium. "Ich wollte mir aber nach meinem Abschluss die Chance nicht entgehen lassen, doch in den Profi-Fußball zu gehen. Ich wollte es zumindest versucht haben. Letztlich konnte ich die Stärke der Liga nicht einordnen und die Umstellung war vom Spieltempo sehr hoch." Stolz hätte schon vor seinem Abschluss in die MLS gehen können, sein Studium hatte aber immer Vorrang. Auch das Draft-System der MLS sieht er nicht als ideal an: "Ich unterschreibe keinen Vertrag, wenn ich nicht weiß, wo ich hinkomme. Das macht ja kein anderer Mensch: Einen Arbeitsvertrag unterschreiben, ohne zu wissen, wo man arbeitet." "Bei einer anderen Mannschaft als New York hätte ich das gar nicht erst gemacht. Die Verbindung zu Red Bull hat mich gereizt und die Möglichkeit darüber zurück nach Europa zu gehen, falls es gut läuft. Bei den anderen Mannschaften hatte ich das Gefühl, ich lege mich zu sehr auf die MLS fest", erzählt Stolz. Obwohl der damals 23-Jährige als vielversprechendstes Talent gehandelt wurde, wirkte seine Einstellung auf andere MLS-Klubs eher abschreckend. Sie wollten keinen Spieler ziehen, der dann den Vertrag ablehnt.
 
Seine Zeit in NYC bezeichnet er heute noch als "total aufregend" und gerät ins Schwärmen: "Es war ein Wahnsinnserlebnis mit Thierry Henry zusammengespielt zu haben. Das Stadion von New York ist unglaublich und von der Stimmung her besser als bei 1860. Es gab darüber hinaus im Umfeld 1-A-Bedingungen. Auch wenn ich nicht in den Ligaspielen zum Einsatz kam, war es eine riesige Erfahrung für mich." Eine Verletzung warf Stolz zu Saisonbeginn zurück und dennoch hätte er sich zugetraut, sich in der MLS durchzusetzen. Aktuell macht er gerade seinen MBA an der European Business School in Frankfurt und obwohl er das Angebot hatte, sich in der Vorbereitung bei L.A. Galaxy für einen neuen Vertrag zu empfehlen, hat er diese Option bewusst abgelehnt: "Ich hab mir in unterschiedlichen Szenarien überlegt, was ich mache. Spiele ich Fußball bis 30 und versuche einfach alles, oder studiere ich weiter." Er entschied sich für Letzteres: "Ich persönlich habe gerne einfach Sicherheit und da ist das Fußballgeschäft vielleicht nicht ideal. Ich wollte herausfinden, was anschließend kommt und das wollte ich lieber jetzt mit 25 beantworten als mit 32", sagt Stolz ohne Reue.
 
Die Chance des Sportstipendiums würde er dennoch weiterempfehlen: "Gerade für junge Spieler mit Abitur ist das eine sehr gute Alternative, das Studium mit dem Sport zu verbinden. Nur in der Kabine zu sitzen und Fußball zu spielen, ist langweilig, wenn man in einem Umfeld mit Studenten leben kann, die unterschiedliche Fächer studieren und aus allen Ländern der Welt kommen. Das ist einfach ein riesengroßes Abenteuer."
 
 
Büscher unterstrich zum Abschluss des Interviews ebenfalls die Vorteile, Leidenschaft und Ausbildung miteinander zu kombinieren: "Die Möglichkeit hast du in Deutschland nicht. Wenn du in der vierten Liga spielst, musst du trotzdem um zehn Uhr beim Training sein. Wie soll man da studieren?"Und wenngleich die MLS in Europa oftmals belächelt wird, entwickelt sie sich Jahr für Jahr weiter. "Das Niveau von den besseren Teams kann man mit schwächeren Bundesligisten oder guten Zweitligisten vergleichen", meint Stolz. In Sportarten wie Football oder Basketball sind die Amerikaner führende Kraft. Sie genießen allerdings einen höheren Stellenwert: "Das ist einfach eine andere Kultur. Football ist bei vielen noch sehr verwurzelt, auch wenn der Fußball immer beliebter wird", ordnet der 25-jährige Stolz die Rolle des Soccer ein. Für Büscher startet das Abenteuer MLS gerade erst. Stolz hat sich indes gegen eine Profi-Karriere entschieden. In die USA zurückkehren will der ehemalige Löwe dennoch für seinen Master. Er hat die Möglichkeit dennoch genutzt und machte seinen zweiten Bildungsweg zum ersten. Der 22-Jährige aus Dülmen in Nordrhein-Westfalen war in der Jugend beim VfL Bochum und Preußen Münster aktiv, wo er auch mit 18 Jahren im Drittliga-Kader stand. "Also man träumt immer davon, Profi zu sein", verrät er und erklärt gleich, warum es zu dem Wechsel in die USA kam: "Bei Preußen Münster habe ich viel auf der Bank gesessen und gemerkt, dass es ein richtiges Business ist. Dafür musst du echt hart sein."